Meine Sternwarte

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Seit dem ich mir im Mai 1994 einen 8-Zöller (Meade 2080B) zugelegt hatte und später eine CCD-Kamera (SBIG ST5) hinzukam, war es mit dem eben mal beobachten vorbei. Meine "Terassen" - Sternwarte brauchte mind. 15 Minuten zum Aufbau und nocheinmal diese Zeit zum Abbau. Dazu kommt dann die Zeit zum Fokussieren der Kamera - mindestens 10 Minuten. Das sind eigentlich alles keine grossen Zeiten, aber besonders während der MESZ sind für mich als Berufstätiger die Abende dadurch viel zu kurz. Vom Wetter in Deutschland, das manchmal nur Wolkenlücken-Astronomie erlaubt, wollen wir weiter nicht sprechen.
Der Gedanke an eine eigene kleine Sternwarte hatte mich deshalb hin und wieder heimgesucht - mir fehlte aber die zündende Idee, die für meine Situation richtige Lösung.
Die Kuppel auf dem Dach meines Einfamilienhauses habe ich zuerst durchdacht. Nach vielen Gesprächen mit anderen Freunden der Astronomie verwarf ich dies. Ich fürchtete Erschütterungen des Hauses, die Luftunruhe des Daches und Feuchtigkeit aus der wärmeren Luft des Hauses, die sich in der kühleren Sternwarte niederschlagen könnte. So sollte es doch ein eigenes Gebäude sein.

Und dann half der Zufall: ein örtlicher Heimwerkermarkt bot im Rahmen einer Sonderaktion ein günstiges Holzhaus an. Es war ein einfacher Bausatz mit 28mm starken Bohlen und einem Innenmaß von 2,7 x 2,7 qm. Darauf eine Kuppel - das schien mir machbar.
Im März begann ich, den Untergrund vorzubereiten: senkrecht eingesetzte Steinplatten bildeten das Viereck, das mit Steinen und Sand gefüllt wurde.
Der Rand wurde mit Beton gefüllt, darauf folgte ein Viereck aus Pflastersteinen,
das als Basis für das Holzhaus dient. In die vier Ecken setzte ich vorher noch
vorgefertigte Betonfüsse ein, sie bilden eine sturmfeste Verankerung.


 

Am 15. Mai konnte ich mit dem Aufbau des Holzhauses beginnen - am Abend
stand es schon fertig auf dem Fundament.

Einen Monat später hatte ich soweit alle Arbeiten an dem Häuschen vorerst erledigt; es trug jetzt einen labradorblauen Schutzanstrich und war innen noch mit Kanthölzern in den Ecken verstärkt worden.

Welches ist nun die richtige Kuppel? Andere Arten der Dachöffnung hatte ich vorher in verschiedenen Quellen angesehen. Es waren durchaus kostengünstige und pfiffige Eigenbaulösungen - doch für so geschickt halte ich mich nicht, so etwas umsetzen zu können. Eine Kuppel aus (Glasfaser-)Kunststoff wird von verschiedenen Herstellern angeboten und sieht wirklich wie eine Sternwarte aus - das sollte es sein!

Nach vielen Vergleichen und Messebesuchen (ATT in Essen) entschied ich mich für eine 2,3m-Kuppel von Sirius Observatories aus Australien. Die Kuppeln wurden in Europa von Gerold Bielser (Schweiz) vertrieben. Sie ist mit ihren 2,3m genau die richtige Grösse für mein 2,7m Häuschen und bietet damit auch Platz für einige Personen.
Die Bestellung erfolgte Ende Juni, Liefertermin sollte nach ca. 14-16 Wochen sein; es dauerte dann ein wenig länger bis zum 12.11., als der Spediteur das Riesenpaket in meine Garage schob.
Das folgende Wochenende erlaubte mit trockenem Wetter, dass ich gleich an den Aufbau gehen konnte. Im Dachbereich des Holzhauses zog ich vier Balken ein, auf denen die Kuppel ruhen sollte, und als das Dach aufgeschnitten war, kam der grosse Augenblick: mit wenigen Handgriffen hatten wir zu zweit die Kuppelhälften auf das Dach gehoben und zusammengefügt. Nach einigen Mühen mit dem Schiebereinbau (leider gibt es nur eine englischsprachige Anleitung) glänzte am nächsten Tag die Kuppel im Abendlicht.

Ausschneiden

Am folgenden Wochenende stand dann die Schliessung der Lücke zwischen Kuppel und Dach mit Glasfasermatten und Polyester auf dem Programm. Die scheinbar grosszügige Kalkulation ging jedoch nicht ganz auf - das klebrige Material reichte zwar für eine vollständige Lage, als jedoch an zwei Stellen die GF-Matten rissen, war es mit der Herrlichkeit vorbei. Zu 99% war nun das Dach dicht, aber 1% Undichtigkeit ist eben 1% zuviel.
Nun wartete das Dach unter einer starken Folie auf besseres Wetter. Übrigens hat die Sternwarte in diesem Aufbaustadium bereits einen handfesten Orkan am 03.12.1999 (Anatol) mit Windgeschwindigkeiten bis ca. 120 km/h schadlos überstanden - sehr beruhigend!

Besseres Wetter ermöglichte im Januar und Februar 2000 die endgültige Abdichtung und Lackierung der Polyesterrinne. Da nun innen die Trockenheit sichergestellt war, ging es nun an die nächste Ausbaustufe. Der Kuppelrand ist etwa 2,30 m über dem Boden; um optimal hinausschauen zu können, war nun eine Fläche in etwa 1 m Höhe an der Reihe. Ich fertigte ein Balkengerüst (6 x 6 cm, mit einem Hauptbalken 6 x 12 cm), dass ich mit 20 mm starken wasserfesten Platten belegte.
Die Fläche kann ich gut über eine Leiter betreten, eine Treppe mit festen Stufen wird später folgen.

Im April 2000 folgte die Herstellung einer Säule aus 150 mm PVC-Rohr, mit Beton ausgegossen. Im letzten Abschnitt setzte ich die Montierung mit mehreren Gewindestangen in die flüssigen Masse.
Die erste Beobachtung führte ich am 14. APRIL 2000 durch (Sonne, Relativzahl=195)!

Insgesamt habe ich bisher aufgewendet (ca.):
 

Kuppel

je nach Hersteller und Größe

Holzhaus

DM 2000

Holz 

DM 300

Holzplatten 

DM 400

Schrauben,Beschläge 

DM 80

Schutzlasur, Farbe

DM 150

Polyester u. Zub. 

DM 410

Sand 

DM 100

Zement 

DM 50

Steine, Platten

DM 100

Silikon-Dichtmittel

DM 40

... und Zeit

170 h